Mein erstes Urban-Sketcher-Treffen

Das erste Urban-Sketchers-Treffen, zu dem ich damals ging, fand am 24.8.2014 am Stuttgarter Platz statt. Ich weiß noch, dass ich etwas aufgeregt war, bemüht, das zu ignorieren und einfach hinzugehen. Das war das Beste, was mir damals hätte passieren können! Zum Glück habe ich mich damals überwunden!

Ich kam an den Stuttgarter Platz und sah relativ schnell mehrere Leute an einem Tisch sitzen, mit Skizzenbüchern in den Händen und schon fleißig am Skizzieren. Nochmal habe ich mir einen Ruck gegeben und in die Runde gefragt, ob sie Urban Sketcher seien. Sofort erhoben sich die Gesichter lächelnd und man hieß mich willkommen, mich zu setzen. Nach einem kurzen Austausch der Namen - ich weiß, dass Katrin Merle dort war (sie hatte auch eingeladen zu diesem Treffen), und ich meine, es war auch Peter Pfeiffer dort und war nicht auch Sven Swora dabei? Genau weiß ich es gar nicht mehr - hätte ich sie mal gezeichnet, dann wüsste ich es heute noch! :-D - nach diesem kurzen Namensaustausch waren alle gleich wieder mit ihren Skizzen beschäftigt. Es wirkte alles so normal, kein anstrengender Smalltalk, keine Selbstdarstellung nötig - das fand ich schon mal sympathisch... Gut, dann hole ich mein Skizzenbuch jetzt heraus und zeichne irgendwas, irgendwas, dachte ich. Da stand eine alt-Berliner Laterne vor mir. Ist doch was, dachte ich und habe einfach losgelegt. Nur nicht zuviel nachdenken, einfach machen, dachte ich. Hier links seht ihr das Ergebnis von damals.

Ich weiß noch, wie ich von Strich zu Strich immer entspannter wurde. Hier und da wurde mal ein Satz über den Tisch geworfen, manchmal gelacht, auch mal eine Frage beantwortet, aber eigentlich waren alle mit Zeichnen beschäftigt.

Als alle soweit fertig waren mit ihren Skizzen, wurde schon mehr gesprochen - es wurde sich ausgetauscht über Materialien, über andere Treffen und ob wir nochmal den Ort wechseln. Ich entsinne mich auch noch, dass wir von dort gemeinsam losgelaufen sind - aber ich weiß nicht mehr wohin! Ich habe auch keine weitere Skizze von diesem Tag. Woran man wieder mal sehen kann: Die Erinnerungen, die von Skizzen begleitet werden, bleiben viel lebendiger in Erinnerung!

Seit diesem Tag habe ich mehr als 1000 Urban Sketches gezeichnet! Das sind im Schnitt etwa alle 3 Tage eines oder einmal die Woche zwei bis drei... Und es ist das schönste Hobby, das man haben kann!

Ich weiß gar nicht, wie ich alles aufzählen soll, was mir das Vor-Ort-Skizzieren bedeutet, bzw. was das Wichtigste der folgenden Punkte ist. Irgendwie ist alles gleich wichtig für mich!

• Ich habe tolle und sehr nette Menschen kennengelernt. Nicht nur hier in Berlin, sondern auch auf allen Reisen! Überall gibt es Urban Sketcher - weitaus mehr, als auf der Karte der Urban-Sketchers-Organisation zu sehen ist (https://urbansketchers.org/de/). Denn Viele sind gar nicht so organisiert in Gruppen eingetreten. Ich habe auf Reisen in den entsprechenden Foren nachgefragt, ob gerade ein Urban Sketcher in der Nähe ist - und es fand sich fast immer jemand! Sogar, als ich auf Elba gerade in einem Bergdorf saß und bei den italienischen Urban Sketchers nachfragte, ob nicht zufällig jemand auf der Insel sei zum gemeinsamen Zeichnen. Ziemlich sofort meldete sich jemand und fragte, wo ich denn gerade sei. In Marciana alta, war meine Antwort. Rückfrage: Und wo bist Du genau? Auf der Piazza beim Café trinken. "Ich bin in 10 min da!" war die überraschende Antwort! Und so habe ich Marina Garella kennengelernt. Sie hat eine Ferienwohnung in Marciana alta und war zufällig gerade dort im Urlaub. Wir saßen noch lange gemeinsam auf der Piazza. Sie konnte zum Glück Englisch, denn ich selbst kann leider kein italienisch. Wodurch die Cafébetreiber auf uns aufmerksam wurde - Marina hat fleißig übersetzt. Und am Schluss stand die Idee, in Marciana alta mal Urban Sketches auszustellen. Ich leider nicht, da ich bald weg musste von dieser wunderschönen Insel. Aber jedes Mal, wenn ich nach Elba fahre, frage ich bei Marina an, ob sie zufällig auch wieder dort ist. Man kann wunderbare Freundschaften schließen, wenn man Urban Sketcher ist!
• Aber auch wenn ich alleine bin: Nie wieder sinnlos warten müssen! Immer, wenn ich irgendwo warten muss, zücke ich mein kleines Skizzenheft. Und damit ist warten kein warten mehr! Manchmal bin ich sehr erstaunt, was man in kurzer Zeit dann doch gut festhalten kann.
• Jedes meiner Urban Sketches, die ich mir anschaue, bringt Erinnerungen hervor. Intensiv und so umfänglich, wie es Fotos nie bei mir auslösen. Ich erinnere mich an das Wetter, an meine Stimmung, an Begegnungen und Gespräche und vieles mehr. Ich kann es nur jedem empfehlen, schon nur allein deshalb Urban Sketche zu machen!
• Urban Sketches und andere Alltagsskizzen regelmäßig zu machen, hat auch noch einen weiteren Effekt, den ich hier einmal "Ich-Stärkung" nennen möchte. Meine Skizzenbücher sind sowas von genau das, was ich erlebt habe, und auch, was mir wichtig ist. Mitunter gibt es auch politische Statements oder Tagesgeschehen -meine eigene Zeitgeschichte findet sich in meinen Skizzenbüchern. Leider bin ich nicht konsequent genug, um die Skizzenbücher gleichzeitig wie eine Art Tagebuch zusätzlich noch vollzuschreiben - ich bewundere alle, die das hinkriegen...
• Nicht nur der Alltag, auch Reisen vertiefen sich durch Urban Sketching und bleiben sehr, sehr lange in genauer Erinnerung. Vieles von den Reisen habe ich bestimmt vergessen - außer die Momente, die ich skizziert habe! Da es oft nicht nur Momente sind, in denen ich zeichne, sondern über Stunden oder sie sich gar mit dem Geschehen über mehrere Tage verbinden, sind genau diese Bilder die jederzeit wieder genau abrufbaren Erinnerungen an meine Urlaube! Anfangs habe ich bestimmt eher auf Reisen so nebenbei auch mal Skizzen gemacht. Heute würde ich es andersrum beschreiben: Ich reise, damit ich an vielen schönen Orten skizzieren kann!
• Das Urban Sketching ist perfekt geeignet, um zu entschleunigen und die Kunst des Augenblicks zu genießen. Ganz im Hier und Jetzt. Tausend mal lieber sitze ich im Urlaub an einem dort alltäglichen Platz, als dass ich mehrere "Sehenswürdigkeiten" pro Tag abklappern würde. Ich verspreche Dir: Man erlebt mehr, wenn man an einem Ort bleibt! Durch das Zeichnen schaut man auch genauer hin und entdeckt Dinge, die man vorher nicht gesehen hatte oder niemals hätte, wenn man wie sonst oft schnell durchgelaufen oder gefahren wäre oder nur ein paar Fotos geschossen hätte und dann weitergegangen. Nicht nur architektonische Details, sondern auch Geschichten, die man nur erlebt, wenn man kurz mal an einem Ort bleibt. Und erlebte Geschichten, das ist doch das, was man aus dem Urlaub mitbringen möchte, oder? Land und Leute kennen lernen und nicht unbedingt die überfüllten Touristen-Hotspots, dafür ist Urban Sketching absolut geeignet.

Mir fallen bestimmt schon in 5 Minuten noch viele, viele gute Gründe mehr ein, warum Urban Sketching so besonders wertvoll ist... Einfach dranbleiben an meinem Blog!